Wir leben momentan - mehr oder weniger - alle anders. Und vieles ist da nicht schön. Kurzarbeitergeld zu bekommen oder arbeitslos zu werden, Kindern selbst Rechnen, Lesen und Schreiben beizubringen oder wochenlang das Haus nicht zu verlassen, weil man zur Risikogruppe gehört, das und vieles Weitere ist alles nicht schön.
Und doch höre ich auch immer wieder ganz leise Stimmen, dass diese Krise auch manches Gute hervorbringt. Leise sind diese Stimmen, weil man das offensichtlich nicht laut sagen darf. Es scheint eine stillschweigende Übereinkunft zu sein, an und in dieser Krise nichts gut finden zu dürfen.
Aber heute ist Himmelfahrt: Wir feiern, dass Himmel und Erde sich berühren, dass es den Himmel auf Erden immer wieder schon gibt, da wo wir uns freuen, da wo etwas gelingt, da wo die Seele aufatmet und Nahrung bekommt.
Und deshalb erlaube ich mir heute, einmal laut zu sagen, was Menschen, die ich in den letzten Wochen gesprochen habe, in dieser Krise an Gutem für sich selbst gefunden haben:
Da ist die Mitarbeiterin im ambulanten Pflegedienst, die sagt, endlich ist der Mund-Nasenschutz nicht mehr verpönt und ich habe einen Raum in der Sozialstation, wo ich mich vor und nach der Arbeit umziehen kann, das wollte ich schon lange.
Oder der Mann, der sich viel ehrenamtlich engagiert. Er freut sich, dass der Kalender einmal nicht mit Sitzungen und Besprechungsterminen gefüllt ist. Die meisten von uns kennen ja langweilige und uneffektive Meetings. Und solche unergiebigen Treffen vermisse ich ehrlich gesagt auch nicht.
Da ist das Ehepaar, das endlich Zeit hat mit dem Fahrrad die nähere Umgebung zu erkunden und feststellt, die Fernreise mit dem Flieger, die fürs Klima schädlich ist, vermissen wir gar nicht. Da wo ich wohne, ist es ja auch schön.
Viele dieser positiven Statements gehen in Richtung Entschleunigung. Sicherlich wird es auch viele geben, die das Leben mit vielen Terminen, vielen Reisen, vielen Unternehmungen nun auch vermissen, aber zumindest ich kenne auch viele, die das genießen. Und wo Genuss ist, da ist ein Stück Himmel.
Ich selbst finde noch etwas Zweites, etwas, das über das Privatleben hinausgeht, an dieser Krise positiv und auch das sage ich heute laut: Bei allen wirtschaftlichen Problemen, die diese Krise hervorruft, ist es doch auch positiv, dass der CO2-Ausstoss weltweit zurückgegangen ist. Man könnte sagen, die Schöpfung atmet auf. Unseren Auftrag als Christen, die Schöpfung zu bewahren, erfüllen wir jetzt notgedrungen. Hoffentlich erfüllen wir ihn in Zukunft freiwillig, planvoll und effektiv. Gute Ideen gibt es viele. Und auch da, wo Gottes Schöpfung bewahrt wird, berühren sich Himmel und Erde.