Warum läuten eigentlich unsere Kirchenglocken, manchmal sogar mehrmals am Tag?
Samstag abends läuten die Glocken, da zum Sonntag, dem Tag des Herrn, das Einläuten am Vorabend gehört. Es ist der Überrest eines weggefallenen Vespergottesdienstes, also Abendgottesdienstes.
Vor den Hauptgottesdiensten gibt es das Vorläuten und direkt zu Beginn des Gottesdienstes das Zusammenläuten. Dies heißt aber nicht so, weil man die Gottesdienstbesucher zusammenrufen will, sondern weil hierbei alle Kirchenglocken zusammen läuten (sofern es denn mehrere Glocken gibt). Wir haben in Bodenstedt zwei Glocken, in Köchingen und Liedingen jeweils eine Glocke. In Kirchen mit mehreren Glocken werden diese zu unterschiedlichen Anlässen geläutet.
Bei Taufen, Hochzeiten und anderen besonderen Gottesdiensten gibt es nur ein Läuten, nämlich 15 Minuten vorher bis zum Beginn des Gottesdienstes.
Bei einem Sterbefall läuten die Glocken um 9 Uhr am folgenden Werk-tag. In dieser Zeit kommt die Familie zum Gedenken des Verstorbenen und zum gemeinsamen Gebet zusammen. Auch läuten die Glocken vor der Trauerfeier und wenn der Sarg oder die Urne aus der Kapelle getragen und zur letzten Ruhe geleitet wird.
Das tägliche Gebetsläuten, das in Köchingen und Liedingen morgens, mittags und abends stattfindet, ist das sogenannte Angelusläuten. Es ist nach dem Gebet benannt, das während des Läutens gesprochen werden sollte. Als die Reformation dieses Gebet abschaffte, verlor das Läuten seinen unmittelbaren Sinn. Es wurde zur Ordnung des Tages-ablaufes aber beibehalten. So sorgte das Läuten der Kirchenglocken in früheren Zeiten für die zeitliche Orientierung, da das Tragen einer Uhr noch nicht verbreitet war. Grundsätzlich ist das Geläut ein Aufruf zum Innehalten und zum Gebet.
In manchen Regionen wird das Geläut auch als Warnsystem benutzt. In Südtirol zum Beispiel, um vor einem Gewitter zu warnen. Dies ist bei uns nicht üblich und wir hoffen, dass es in Zukunft nicht zu Situationen kommen wird, in denen wir auch bei uns die Glocken als Warnsystem nutzen müssen.