„Tochter Zion, freue dich.“ Ein zwar traditionelles, aber doch noch recht bekanntes Weihnachtslied. Eine beliebte und schöne Melodie, aber ein sperriger Text.
„Tochter Zion“ – wer soll das eigentlich sein?
Zion, das ist ein Berg in Jerusalem, auf dem in alttestamentlicher Zeit König Salomo den ersten Tempel bauen ließ. Dieser Ort wurde zum wichtigsten Bezugspunkt des Volkes Israel. Denn im Heiligtum ist Gott zu Hause.
Nach und nach wurde der Name des Berges zum zweiten Namen für die ganze Stadt Jerusalem. Und die Bewohner Jerusalems und der Umgebung nannte man die „Töchter Zions“. Heute würde man wahr-scheinlich eher „Kinder“ sagen.
„Tochter Zion freue dich sehr! Siehe, dein König kommt zu dir.“ Das lässt Gott den Bewohnern Jerusalems durch seinen Propheten Sacharja sagen. Diese Worte trafen die Leute in einer Zeit voller Not, denn Jerusalem war von Kriegen verwüstet. Die Menschen fühlten sich von Gott verlassen. Doch Gott lenkt ihren Blick nach vorne. Gott sagt: „Klage nicht über das, was Dir fehlt, sondern freue Dich an dem, was Du hast. Schau nicht auf das, was ist, sondern freue dich auf das, was kommt.“
Auch wenn der Friedensfürst noch nicht da ist, soll sich die Tochter Zions doch schon auf sein Kommen freuen. Denn er bringt das Friedensreich in die Welt.
Und das wichtigste: Mit „Tochter Zion“ sind auch wir gemeint, denn als Christen stehen wir in der alttestamentlichen Tradition und verstehen uns auch als Gottes Kinder.
Der Prophet Sacharja sprach Gottes Worte damals in eine schlimme Zeit.
Und wie geht es uns heute? Haben wir auch das Gefühl in einer gott-losen Zeit zu leben? Fühle ich mich von Gott verlassen?
Die Adventslieder erinnern uns daran, dass die Adventszeit ist eine Zeit der Vorfreude – eine Zeit der Sehnsucht ist.
Wonach sehne ich mich?
Viele von uns sehnen sich momentan wohl am meisten nach einem wirksamen Impfstoff – und nach Kontakten: nach unbeschwerten Treffen und Feiern in großer Runde – ohne Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus.
Dies werden wir in dieser Advents- und Weihnachtszeit so nicht erleben. Aber wir dürfen und werden Menschen treffen, mit ihnen feiern, ihnen begegnen.
Darauf können wir uns freuen: Beieinander zu sein, Zeit gemeinsam zu verbringen. Vielleicht sogar Frieden zu finden. Freude und Glück zu empfinden – und mit anderen zu teilen.
Das Adventslied „Tochter Zion“ lenkt unsere Gedanken weg vom Leid und von der Klage hin zur Dankbarkeit und Freude.
„Tochter Zion, freue dich.“
Freue dich, darüber, dass Gott Mensch geworden ist, damit Mit-menschlichkeit unter uns Raum gewinnt.
Freue dich darüber, dass Gott dir den Himmel öffnet, dich Glück und Liebe erfahren lässt.
Freue dich darüber, dass es Zeit mit deinen Lieben gibt.
Freue dich, dass Gott kommt und deinen Weg mitgeht. AMEN