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11.05.2020 Kategorie: Bodenstedt-Gemeinde

Montagsandacht 11.05.2020

Gott hat uns einen freien Willen gegeben

Viele Menschen gehen auf die Straße, um zu demonstrieren. Gegen die Verordnungen wegen Corona, für die Freiheit. Freiheit finde ich auch einen enorm hohen Wert. Als Bürgerin eines demokratischen Staates und als Christin. Gott hat uns einen freien Willen gegeben, wir können uns entscheiden, was wir tun und was wir lassen. Aber da menschliches Zusammenleben ohne Regeln nicht funktioniert, gibt es die 10 Gebote, die Jesus Christus zusammenfasst, indem er sagt: Du sollst Gott, deinen Nächsten und dich selbst lieben. (Mk 12,29-31) Welche genauen Handlungen sich aus diesem Liebesgebot ergeben, dass müssen und können wir selber entscheiden. Paulus schreibt: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. (Gal 5,1) Allerdings gibt es auch hier eine Einschränkung. Es ist nicht egal wie wir handeln. Der Apostel Petrus sagt: Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apg 4,19) Staatliche Gesetze sind nötig, aber die oberste Richtlinie setzt Gott. Gott zu gehorchen bedeutet, den Schutz des Menschen zu gewährleisten. Die Richtlinie muss immer sein, was nützt dem Leben?

Ich bin nicht sicher, ob sich gegenwärtig alle Corona-Demonstranten diese Frage stellen. Sie wollen Freiheit. Viele meinen damit wohl ihre eigene Freiheit. Mit scheint als wollten sie tun, wozu sie Lust haben. Und was ist mit der Rücksicht auf andere? Mit der jetzt so viel gelobten Solidarität? Lockerungen der Corona-Regel sind sicherlich notwendig und verantwortbar, aber wir dürfen den Schutz der Schwachen nicht aus den Augen verlieren. Wenn Freiheit bedeutet, Viren in Seniorenheime und Krankenhäuser genauso wie in Freundeskreise und an Arbeitsstätten zu tragen, weil die persönliche Freiheit und nicht die Rücksicht und die Vorsicht einen höheren Stellenwert bekommen, dann ist das falsch verstandene Freiheit. Meine Freiheit hört auf, wo ich die Freiheit der anderen beschränke. Und wenn die Infektionszahlen wieder steigen, werden vermutlich zuerst die Lockerungen in den Heimen wieder zurückgenommen. Dann haben die Senioren und Seniorinnen noch nicht einmal mehr die Freiheit, den Besuch eines Angehörigen zu bekommen.

Eigenverantwortliches Handeln statt Maßregeln des Staates fordern jetzt viele. Damit könnte ich leben. Eigenverantwortliches Handeln, das heißt, dass jede und jeder überlegt, was jetzt dem Leben und dem Schutz anderer dient. Eigenverantwortliches Handeln heißt nicht, jede und jeder tut wozu er oder sie Lust hat. 

Beitrag von Pfarrerin Christine Böhm