Man muss kein Fischer sein, um nachzuvollziehen, was Simon meint, wenn er sagt: Ich habe die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Alles vergebliche Liebesmüh sagen wir dann.
Für Prüfungen gelernt wie verrückt und trotzdem schlechte Noten bekommen.
Oder alle Mühe der Welt für die Kindererziehung gegeben und trotzdem kein gutes Verhältnis zueinander, wenn sie erwachsen sind.
Hoch engagiert gearbeitet und keine Gehaltserhöhung, noch nicht mal ein Lob von der Chefin.
Gearbeitet über alle Maßen und trotzdem arbeitslos wegen Corona.
Die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.
Das ist ermüdend und deprimierend. Und das kann sogar die gesamte Existenz gefährden. Das macht Angst. Das wirft Fragen auf:
Warum meint es das Schicksal mit mir so schlecht? Hält mich Gott wirklich in seiner Hand? Auf wen oder was kann man sich verlassen?
Wer solche Fragen stellt, braucht verlässliche Zuwendung, um wieder Mut zu fassen, um Vertrauen und Lebenszuversicht zu gewinnen.
Angehörige, die sich Zeit für unsere Sorgen nehmen, Freunde, die wirklich Verständnis für die Situation aufbringen und hilfreiche Nachbarn, die unterstützen.
Und in Deutschland haben wir auch soziale Sicherungssysteme, die dafür sorgen, dass wenigstens für das Existenzminimum gesorgt ist.
Wer in eine existenzielle Krise gerät, braucht darüber hinaus aber auch noch einen Vertrauten. Jemanden, der einem hilft, das Selbstvertrauen wieder zu finden und nötige Schritte zu gehen.
Simon findet einen solchen Vertrauten. Jesus steigt zu ihm, in sein Boot, um den Menschen zu predigen. Jesus sieht Simon, wendet sich ihm zu. Und die Worte, die Jesus zu den Menschen spricht, die Art wie er Menschen begegnet, berühren Simon.
Was es genau ist, erfahren wir nicht. Aber Jesus gewinnt Simons Vertrauen. Deshalb richtet er sich nach Jesu Weisung:
Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. (Lk 5,1-11)
Weil er Jesus vertraut, weil er sicher ist, dass er es gut mit ihm meint, deshalb wagt er sich dahin, wo das Wasser tief ist und wirft erneut die Netze aus.
Die Aktion ist von Erfolg gekrönt, die Netze sind voller Fische, die Existenz ist gesichert. Gott sei Dank. Das Selbstbewusstsein von Simon ist neu erwacht und er hat Kraft für eine neue Aufgabe: Von nun an wirst du Menschen fangen.
Er soll ein sicheres Netz aus Beziehungen knüpfen. Ein Netz der Mitmenschlichkeit. Ein soziales Netz, durch das niemand durchrutscht. Jesus traut Simon zu, dass er das kann.
Man muss nämlich nicht Jesus sein, um Menschen neues Vertrauen ins Leben zu geben.
Und man muss noch nicht einmal an Gott glauben, um wieder Vertrauen zu fassen, wenn das Leben existenziell bedroht ist. Aber man muss jemandem begegnen, dem man vertrauen kann.
AMEN